Theatre of Tragedy - Assembly:
     
 

 



       8,5 / 10 Punkten

Disc Facts:

Label: EastWest

Spieldauer: 42:29

Tracklist:
-Automatic Lover
-Universal Race
-Episode
-Play
-Superdrive
-Let you down
-Starlit
-Envision
-Flickerlight
-Liquid Man
-Motion

WWW: Theatreoftragedy.com


 

 

Totgesagte leben länger! Ein altbekanntes Sprichwort, dass wohl auf keine Band besser zutrifft, als auf Theatre of Tragedy. Es war für die meisten Fans schon ein ziemlicher Schock als sich Norwegens ehemalige Vorzeige-Gruft-Metaller und Erfinder des Engelchen-Teufelchen-Wechselgesangs nach dem eher mäßigen Erfolg ihres Albums „Aegis“ zu einem 180 Grad Stilwechsel entschlossen, um somit der kreativen Sackgasse zu entfliehen, die sich durch zahllose, meist wenig talentierte Nachahmer in diesem Genre entwickelt hatte.

Darum wissend, dass nur die wenigsten alten Fans einen solchen Stilwechsel tolerieren würden, stürzten sich ToT vor knapp anderthalb Jahren ins kalte Wasser und veröffentlichten mit „Musique“ ein waschechtes Electro-Metal Album. Und in der Tat liefen die Fans Scharenweise davon, womit Wetten auf einen baldigen Split der Band alsdann keine guten Quoten erzielten. Doch die Rechnung der Norweger ging auf: Reihenweise neue Fans stießen auf die Band und „Musique“ platzierte sich hierzulande überraschend achtbar in den Top 50 Albumcharts. Von diesem Erfolg bestätigt und mit reichlich Rückenwind schicken Theatre of Tragedy nun mit „Assembly“ (was so viel wie Montage heißt) ihren neuen Longplayer ins Rennen.

Ich verrate sicher kein Geheimnis wenn ich behaupte, dass Liv und ihre Jungs ihren eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen. Die insgesamt 11 neuen Songs setzen wiederum verstärkt auf Synthi-Klänge und Elektronikspielereien gepaart mit mal mehr und mal minder harten Gitarren. Der Unterschied zum Vorgänger liegt jedoch in der Ausführung:

Man merkt den Norwegern deutlich an, dass sie sich mittlerweile in der neuen Materie um einiges wohler fühlen und in punkto Technik einiges dazu gelernt haben. Verglichen mit „Musique“ wirkt das neue Material wesentlich ausgewogener und homogener. Wo sich früher Gitarren und Elektronik noch eher zögerlich näher kamen, bilden sie nun deutlicher eine Einheit. In der Folge klingt „Assembly“ über weite Strecken nicht mehr ganz so sperrig und ist tendenziell etwas Pop-lastiger ausgefallen.

Die Gründe dafür liegen zum einen in den sehr eingängigen Arrangements, zum anderen in einer deutlichen Überarbeitung der Gesangsparts: Während Raymond nun auf vereinzelte, oftmals stark Effektbeladene Sprecheinlagen setzt, sich merklich in den Hintergrund zurückzieht und damit einiges an Aggressivität heraus nimmt, rückt Liv weiter in den Mittelpunkt. Da sie zusätzlich ihre Stimme um eine volle Oktave nach unten geschraubt hat, wirkt sie jetzt weit weniger fiepsig und zerbrechlich, was den Songs sehr zu Gute kommt, da sich der Nerv-Faktor deutlich reduziert.

Wer jetzt allerdings befürchtet TOT hätten das Rocken verlernt und vollends auf seichtes Popgesäusel umgesattelt, der sieht sich getäuscht: Gleich die ersten vier Stücke, allen voran das rasante „Universal Race“ schlagen ein flottes Tempo an und packen hörbar und treffsicher die Klampfe aus. Doch auch im weiteren Verlauf des Albums gibt es noch einige musikalische Wuchtbolzen zu bestaunen. Die Rammstein-lastigen „Let you down“ und „Liquid Man“ oder das partytaugliche „Envision“ verfehlen ihre Wirkung nicht. In der Tat gibt es mit „Starlit“ und „Flickerlight“ nur 2 Songs die ich spontan in die Kategorie Plätscherpop einsortieren würde, denn sowohl das offenkundig als Garbage-Tribut-Nummer angedachte „Superdrive“, als auch der rein elektronisch gehaltene„Space-Age“-Nachfolger „Motion“ können mühelos überzeugen.

Allerdings müssen sich TOT bei ihrem zweiten Auftritt im neuen Gewandt langsam die Frage nach der Eigenständigkeit gefallen lassen. In meinen Augen kommt diese trotz leichter Verbesserungen im Vergleich zu „Musique“ immer noch zu kurz kommt. Zwar grenzen sich die Norweger durch Livs gesangliche Darbietung von der Genreprominenz ab, doch musikalisch verlegen sie sich weiterhin bis auf einige rudimentär durchschimmernde Trademarks vergangener Tage (Pianoeinlage und Intro bei Liquid Man) zu sehr auf das Nachspielen von Zeromancer (Universal Race, Envision, Automatic Lover), Rammstein (Liquid Man, Let you down) und neuerdings noch Garbage (Superdrive). Wenn es noch etwas zu verbessern gibt, dann TOT sollten in Zukunft hier die Schraube ansetzen etwas weniger offenkundig nach anderen Bands klingen.

Letzten Endes bleibt „Assembly“ aber ein klasse Album, dass seinem Vorgänger in fast allen Belangen überlegen ist. TOT finden bis auf wenige Ausnahmen eine perfekte Balance zwischen Elektronik und harten Gitarren und bieten einen bunten Strauß leicht verdaulicher aber keinesfalls belangloser Songs. Livs „neue“ Stimme und die Tatsache, dass die Wahl-Schwäbin dieses mal ihre Texte selber geschrieben hat, sind sicherlich weitere Gründe für das sehr homogene Klangbild der CD.

Ich denke ToT sind nach ihrer Krise von vor 3 Jahren und der harten Zeit nach ihrem Stilbruch wieder auf einem sehr guten Weg zur Top Band zu reifen. Das nötige Selbstvertrauen scheint auf jeden Fall vorhanden zu sein. Wenn es ihnen nun noch gelingt, sich mit ihrem Sound weiter von den o.g. Bands abzugrenzen. Steht dem ganz großen Erfolg sicher nichts mehr im Wege. Aus diesem Grund und wegen der zwei lauen Nummern „Starlit“ und „Flickerlight“ von mir:

8,5 / 10 Punkten

derRitter

     
             



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