Violet - Omnis Mundi:
     
 

 



       7,5 / 10 Punkten

Disc Facts:

 

Label: Costbar/Autogram

Spieldauer: 45:19

Tracklist:
-Omnis Mundi Creatura
-Hexereye
-Bewitched
-Eterna Sombra
-Simeni Kahotam
-Tadmor
-Breathless
-Born For Safety
-Spellbound
-Der Saiten Silberklang
-Frozen
-Cherryblack
-Wiegenlied

WWW: Violet.de.tt


 

 

„Mittelalter meets Moderne“, spätestens seit dem Boom vergangenen Jahre ist an diesem musikalischen Konzept nichts wirklich Neues mehr. Dennoch gibt es auch Anno 2002 noch viele Bands, die sich auf verschiedenste Art und Weise mit der Musik der Vagabunden und Könige auseinandersetzen. Eine dieser Bands ist das achtköpfige Ensemble „Violet“ aus dem westfälischen Hamm, die vor kurzem mit „Omnis Mundi“ ihren zweiten Longplayer fertig stellten und dafür einen Vertrag beim altehrwürdigen „Costbar“-Label ergattern konnten, jener Plattenfirma die schon Subway to Sally, der Letzten Instanz oder den Inchtabokatables als Startrampe zu höheren Ehren verhalf.

Im Gegensatz zu Ihren Vorgängern präsentiert die Truppe um Sängerin Bianca Stücker jedoch auf „Omnis Mundi“ keinen typischen Mittelalterrock: Stattdessen kreieren sie mit Harfe, Violine, Drehleier, Dudelsack, Hackbrett, Schlagzeug und diversen Flöten bewaffnet ein Soundgewandt, dass sich fernab üblicher Grenzen bewegt und stilistisch schwer in eine Schublade zu stecken ist: Mal wird gerockt, mal setzt es poppige Klänge, dann wieder umgarnt zarter Minnegesang das Gehör.

Abwechslung ist somit Trumpf und auch in punkto Eigenständigkeit kommen die Hammer mit breiter Brust daher, denn trotz der traditionellen Instrumentierung beschränken sie sich nicht auf stumpfes Herunterleiern mittelalterlicher Melodien (siehe Corvus Corax / Estampie), sondern greifen auf eigene Kompositionen zurück, die mit teils altertümlichen, teils modernen und zumeist englischen Texten sowohl Klassik mit dem Moderne als auch Modern mit dem Klassik verbinden.

Der Opener „Omnis Mundi Creatura“ zum Beispiel fährt mit fröhlich drein stampfendem Getrommel locker ins Gebein und veranschaulicht, wie sich technoides Geböller vor rund 800 Jahren angehört haben könnte. „Bewitched“ und „Spellbound“ betören mit zartem Saitenspiel und verzauberndem Gesang, „Frozen“ reitet mit treibenden Trommeln und Percussion durch neblige Wälder, Breathless wiederum brilliert durch das Zusammenspiel zwischen schmachtendem Gesang und romantischen Streichereinlagen. Dazu verbreiten „Tadmor“ und „Der Saiten Silberklang“ einen Hauch von Fantasyatmosphäre. Abgerundet wird das bunte Stelldichein durch die „Medieval-Abba“-Popnummer „Born for Safety“ und den kraftvollen Rocker „Eterna Sombra“ der sogar mit einer waschechten Stromgitarre aufwartet und neben „Breathless“ und „Frozen“ zu den stärksten Songs des Albums zählt.

Doch wo durchdachte Arrangements und ein immenses musikalisches Spektrum begeistern hält die Technik leider nicht mit. Vom ersten Ton an macht sich eine ziemlich mittelprächtige Produktion negativ bemerkbar und trampelt auf den liebevoll erstellten Songs herum. Speziell bei komplexeren Arrangements zeigt sich der Sound von einer grobklotzigen und bisweilen verwaschenen Seite und steht dem Material mehr im Wege als ihm zu nutzen. Hinzu kommt, dass sich scheinbar aus Mangel an Studiozeit der ein oder andere Fauxpas eingeschlichen hat: „Born for Safety“ zum Beispiel gerät gleich mehrfach in unerklärliche Schieflage. Schade ist auch, dass sich die famose Gesangsleistung von Bianca Stücker unter dem mäßigen Sound nicht voll zur Geltung kommt. Da bedarf es schon eines arabesken Gesangssolos („Simeni Kahotam“) um auch dem Letzten erkennbar werden zu lassen, dass die Frau wirklich singen kann.

Alles in allem kann man dennoch sagen, dass Violet mit „Omnis Mundi“ ein sehr ordentliches Stück Musik vorgelegt haben, welches durch Abwechslungsreichtum und Mut zur Eigenständigkeit besticht. Die laue Produktion und der fehlende Feinschliff führen zwar zu deutlichen Abzügen in der B-Note, ändern jedoch wenig daran, dass „Omnis Mundi“ einen durchaus ernstzunehmenden Geheimtipp für Freunde mittelalterlicher Klänge darstellt. Und wer weiß, sollten Violet eine vernünftige Produktion finanziert bekommen, so heißt es vielleicht schon beim nächsten mal „Hammer Mittelalter“ anstelle von „Mittelalter aus Hamm“.

7,5 / 10 Punkten

der Ritter

     
             



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